Corona und Digitalisierung – Was wir daraus lernen sollten
Der Anlass selbst ist nicht schön. Corona und die daraus resultierenden Maßnahmen bringen für jeden Einzelnen von uns massive Einschränkungen und Veränderungen mit sich.
Egal ob Maskenpflicht, geschlossene Kindergärten, Ausgangsbeschränkungen, Kurzarbeit, von zu Hause aus arbeiten müssen oder bis zu Kündigungen: Spurlos wird dies an uns und der Gesellschaft nicht vorübergehen.
Digitalisierung als wichtiger Baustein zur Krisenbewältigung
Ein wichtiger Baustein durch die Krise zu kommen ist indes auch die Digitalisierung.
Ohne Internet, Cloud, Videoberatungen, Online-Zusammenarbeit wäre es sicherlich ungleich schwieriger, die wirtschaftlichen Folgen der Krise abzufedern.
Aber auch im privaten Bereich sind die Möglichkeiten der Digitalisierung durch die fehlenden persönlichen Kontaktmöglichkeiten mehr gefragt denn je. Oder die Möglichkeit wichtige Dinge auch online kaufen zu können. Auch die Hilfe für Risikogruppen lässt sich mit Hilfe der digitalen Möglichkeiten so organisieren, dass sich Ansteckungsmöglichkeiten vermeiden lassen.
Also alles gut ?
John F. Kennedy sagte einst:
„Das Wort Krise setzt sich im Chinesischen aus 2 Schriftzeichen zusammen – das eine bedeutet Gefahr und das andere Gelegenheit.“
Und genau diese Gelegenheit ist jetzt.
Zu schauen was im Bereich der Digitalisierung bereits gut läuft, aber noch mehr zu schauen wo dringend nachgebessert werden muss.
Nicht erst abzuwarten bis die Krise vorbei ist.
Sondern bereits jetzt die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen, wie wir auch die Digitalisierung nutzen können und das auch in konkrete Maßnahmen münden lassen.
HomeOffice – wo wir besser werden müssen
Gerade auf Grund der vielen Betriebsschließungen oder auch der Schließungen von öffentlichen Einrichtungen dürfen (müssen) viele Mitarbeiter jetzt im HomeOffice arbeiten.
Natürlich ist HomeOffice eine grundsätzliche gute Möglichkeit auch von zu Hause aus zu arbeiten. Eigentlich dazu gedacht, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wesentlich besser zu bewältigen.
Doch aktuell verkehrt sich dies eher in eine zusätzliche Belastung, wenn eben nicht nur 1 Elternteil zu Hause nach eigener Zeiteinteilung arbeitet, sondern vielleicht auch das andere Elternteil zu Hause bleiben muss.
Und die Kiddies dann auf Grund von Kita- oder Schulschließungen eben auch noch zu Hause sein müssen. Nicht jeder hat auch die räumlichen Möglichkeiten HomeOffice so durchzuführen, dass sowohl die Arbeitsleistungen, aber auch die Zeit für die Familie, nicht darunter leiden würden.
Auch die aktuell damit einhergehende Verdichtung der Arbeitsbelastung muss man sich anschauen, damit der gute Ansatz von HomeOffice sich nicht ins Gegenteil verkehrt.
HomeSchooling – weit entfernt von „gut“
Ich habe ja vor längerem schon dazu einen Beitrag geschrieben, dass der groß angekündigte „Digitalpakt“ für die Schulen ein Rohrkrepierer werden wird.
Nachlesen könnt Ihr das hier: Zum Blogbeitrag
Leider ist genau das Befürchtete auch eingetreten und zudem sehr deutlich sichtbar. Die Bildungseinrichtungen, insbesondere die Schulen, sind in der gegenwärtigen Situation hoffnungslos überfordert. Dies betrifft aber nicht nur die Schüler, sondern auch die Lehrer.
Es fehlen vielerorts die digitale Grundlagen und sinnvoll auf das Digitale abgestimmte Lehrinhalte. Es gibt kaum tragfähige digitale Schul- oder Gesamtkonzepte und auch die Ausstattung der Schulen mit der notwendigen Technik hinkt den Anforderungen Jahre hinterher.
Hier zeigt sich deutlich, dass politischer Aktivismus a´la „Digitalpakt“ eben nicht automatisch dazu führt, dass wir in diesen Zeiten den Herausforderungen der Krise auch nur ansatzweise gewachsen wären.
Schmalspur statt Breitband
Das alles wird natürlich noch durch den immer noch grausam schlechten Netzausbau in Deutschland befördert. Denn egal ob HomeOffice oder HomeSchooling ….
Ohne ein wirklich in jedem Zipfel der Republik vorhandenen schnelles Internet geht es nicht.
Abgebrochene oder unterbrochene Videokonferenzen, ständiges „rausfliegen“ aus digitalen Zugangswegen, fehlgeschlagene Übertragung großer Datenmengen … all dies kennzeichnet die aktuelle Situation.
Und selbst eine 16Mbit-Leitung kommt an ihre Grenzen, wenn neben Mama und Papa, die im HomeOffice arbeiten, dann auch noch die Kiddies HomeSchooling betreiben oder mangels Alternativen dann Netflix schauen oder online zocken.
Die Regierung schwadroniert zwar seit Jahren davon, Deutschland fit zu machen, tut es aber nicht. Glasfaseranbindung und mindestens 50Mbit scheint das Gebot der Zeit.
Hier muss dringend investiert werden. Nicht nur auf dem Papier. Es reicht nicht, nur politische Statements abzugeben und sich dann beruhigt zurückzulehnen.
E-Government weiter Stiefkind
Durch die Schließung vieler öffentlicher Einrichtung und Behörden wird deutlich, dass wir auch im Bereich eGovernment weit hinter den wirklichen Anforderungen zurückbleiben.
Dies bescheinigt uns ja auch jährlich der “eGovernment-Monitor der “Initiative D21”. Hier könnt Ihr reinschauen.
Dabei geht es nicht nur um die mögliche Beantragung einer Dienstleistung via Internet.
Es geht vielmehr auch um die Möglichkeiten eines zeitgemäßen digitalen Zugangs, einer Online-Beratung wenn sinnvoll und notwendig, die Integration von maschinellem Lernen und KI in die Anwendungen und vor allem auch der durchgängigen Digitalisierung von der „Antragstellung“ bis zum digitalen Bescheid/der digitalen Bewilligung.
Natürlich wird das Online-Zugangsgesetz (OZG) hier auch einige Verbesserungen bringen, ABER das allein reicht keinesfalls.
Handeln statt reden
An diesem Beispielen wird deutlich, wie wichtig Digitalisierung sein kann. Nicht in Krisenzeiten, aber eben besonders auch in diesen.
Nur: Allein drüber reden oder sich auf dem „erreichten“ ausruhen wird NICHT genügen.
Es braucht den WILLEN aller hier wirklich voranzukommen.
Oder um es mit den Worten von Johann Wolfgang Goethe zu auszudrücken:
„Der Worte sind genug gewechselt, Laßt mich auch endlich Taten sehn!
Indes ihr Komplimente drechselt, Kann etwas Nützliches geschehn.“