Das Leistungsschutzrecht (LSR) und der schwierige Umgang mit der Bürgerbeteiligung …
Nein, es soll nun beileibe keine Generalkritik sein.
Kernelement der Petition ist
Der Bundestag wird aufgefordert, ein Leistungsschutzrecht für Presseverlage grundsätzlich abzulehnen und insbesondere die geplante Ergänzung des Urheberrechtsgesetzes (UrhG) um die Paragraphen §87e, §87f, §87g und §87h gemäß Entwurf eines Siebenten Gesetzes zur Änderung des Urheberrechtsgesetzes vom 27.07.2012 ersatzlos zu unterlassen.
Naturgemäß wurde das dann auch durch einzelne Piraten, die Seite bei G+ und andere interessierte Bürger schnell beworben. So musste es nicht verwundern, dass die Anzahl der Unterzeichner schnell anstieg.
Allerdings müssen derartige Petitionen von mindestens *50.000* Bürgern unterzeichnet werden.
Nach dem sprunghaften Anstieg ist es allerdings im weiteren Verlauf sehr ruhig um diese Petition geworden, denn seitdem sind nicht mehr viele Unterzeichner hinzugekommen. Aktuell haben 6883 Bürger diese Petition unterzeichnet.
Dies wirft für mich natürlich einige grundsätzliche Fragen auf, die in verschiedene Richtungen gehen können.
Schauen wir uns die möglichen Ursachen an, auch wenn sich nicht jede sofort erschließt oder eine glasklare Antwort hervorbringen kann.
Laufende Arbeiten am LSR …. und Interessen
Nicht wenigen, die die Entstehung des LSR verfolgt haben sind irgendwann an einem Punkt gewesen, wo man schlicht und ergreifend nicht mehr so ganz wusste, was nun gerade wieder hinzugefügt oder gelöscht wurde.
Waren am Anfang noch viele Blogger an diesem Thema dran, weil es ihrer Ansicht nach auch um eine extreme Beschneidung ihrer Arbeit ging, wandelte sich das LSR immer mehr zu einer “Lex Google”.
Natürlich gab es weiterhin viele, die weiterhin an diesem Thema dranblieben. Doch nachdem die Blogger dann offensichtlich durch Veränderungen am Entwurf nicht mehr betroffen waren, lies das Interesse vieler an diesem Thema auch nach.
Ist natürlich insofern eine bedenkliche Entwicklung, weil dieses zentrale Thema der digitalen Gesellschaft dann automatisch an Bedeutung verliert. SO bestehen dann mehr Möglichkeiten, abseits der kritischen Augen, wieder Sachen im LSR aufzunehmen, die bei ständiger Aufmerksamkeit keine Chance auf eine Umsetzung hätten.
Parteien, Piraten … und was eben (noch) nicht gelingt
Vorab, es wird kein Piraten-Bashing.
Immerhin hat ein Vertreter dieser Partei die oben erwähnte Petition eingebracht.
Allerdings darf, oder besser muss, es schon ein wenig verwundern, wenn es den Piraten nicht einmal gelingt bei einem ihrer Kernthemen wenigstens ihre Parteimitglieder entsprechend zu mobilisieren. Und dies sind immerhin 35.000 ! (Ich spreche hier gar nicht einmal von den möglichen Wählern der Piraten.) Logisch, dass nicht alle sofort aufspringen und die Petition unterzeichnen.
Aber hier muss sich die Piratenpartei auch im Vorfeld der Wahlen Gedanken machen, wie und mit welchen Themen sie ihre eigenen Mitglieder abholen will und kann.
Und viel schlimmer, von den Etablierten Parteien hört man wenig bis gar nichts zu diesem heiklen Thema. Lässt zwei Schlussfolgerungen zu:
Entweder das Thema interessiert dort niemanden (schwer vorstellbar, denn auch die “alten” Parteien haben “internetaffine” Mitglieder, oder man hat an dem LSR intensiv mitgewirkt. Dann wären natürlich die ausbleibenden Meinungen erklärt.
Sind wir als Bürger noch nicht reif für Mitbestimmung ?
Gute Frage, denn normalerweise hört man doch allerorten, dass die Bürger viel mehr mitbestimmen wollen. Steht natürlich im Widerspruch zur Eingangs erwähnten Zahl der bisherigen Unterzeichner der Petition.
Um tiefer einzusteigen muss man sich anschauen, wie sich Beteiligung der Bürger denn eigentlich darstellt.
Betrachten man die reinen Zahlen, dann sind 4/5 dafür, dass mehr politische Beteiligungsmöglichkeiten vorhanden sein sollten. Insofern beachtlich. Doch nur knapp 2/3 sehen darin mehr, als einmal alle 4 Jahre zu einer Wahl zu gehen. Für mich etwas bedenklich, denn nur bei dieser einfachen Frage haben 20% der Bürger keinen Willen mehr mitzuarbeiten, wenn mehr als “Kreuze setzen” ansteht.