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Digitaler Wandel – Herausforderung in allen Ebenen

Vor nicht allzu langer Zeit habe ich kurz über die möglichen Herausforderungen der Digitalisierung gebloggt, und dabei das Thema “Industrie 4.0” als Einstieg benutzt.
Ein Einstieg um deutlich zu machen, dass die Digitalisierung nicht nur die Industrie betrifft, sondern die gesamte Gesellschaft munter durcheinander schütteln wird.

Und mit dieser Digitalisierung sind einige Punkte verbunden, auf die ich nochmals explizit eingehen möchte. Und dabei werden Schlagworte wie Industrie 4.0, BIGDATA/SmartData, IT-Sicherheit, Datenschutz, Arbeitsmarkt und Geschäftsprozesse vorkommen, die wir alle miteinander schon einmal gehört haben.
Doch wie hängen diese alle zusammen ?

Beginnen wir also ganz einfach mit dem Thema Industrie 4.0 und leiten den Rest davon ab …
Was steckt eigentlich hinter dem aktuellen Schlagwort „Industrie 4.0“? Und welche Chancen und Risiken ergeben sich daraus?
Industrie 4.0 hat als Ziel die intelligente Fabrik (Smart Factory[3]), die sich durch Wandlungsfähigkeit, Ressourceneffizienz und Ergonomie sowie die Integration von Kunden und Geschäftspartnern in Geschäfts- und Wertschöpfungsprozesse auszeichnet. Dabei spielt die zunehmende Fusion der IT mit den Produktionsprozessen eine entscheidende Rolle.
Musste früher noch durch einen Produktionsarbeiter geschaut werden, wann neue Teile für den Prozess angefordert werden müssen, erledigen dies heute bzw. in Zukunft die Teile oder die Maschine oder entsprechende Sensoren selbst, geben den digitalen Impuls zur Lieferung und selbstzustellende Transportsysteme bringen die notwendigen Materialen zur Maschine. Grundlage hierbei sind vorab definierte End-2-End-Prozesse, auf deren Grundlage die digitale Unterstützung designed und dann auch „programmiert“ wird. Dabei darf man nicht vergessen, dass die „Werkstücke“ und „Werkzeuge“ ebenfalls mit digitalisierten Funktionen (RIFD[4] oder QR[5]) ausgestattet sind und somit den Eingriff des Menschen in den digitalisierten Produktionsablauf quasi überflüssig machen.
Die „Digitalisierung der Produktion“ ist ein Prozess, der sich durch neue Technologie aber nun rasant beschleunigen wird. Diese neuen Technologien werden unter dem Oberbegriff Cyber-Physical-Systems (CPS[6]) zusammengefasst. Diese CPS-Technologie bildet das Grundgerüst der „Smart Factory“ (intelligente Fabrik), in der die Produktion sich selbststeuernd vollziehen soll. Dabei ist ein elementarer Bestandteil die Vernetzung der einzelnen Maschinen, Werkstücke, Produktionslinien entlang der gesamten Wertschöpfungskette.
Natürlich ist hierbei zu beachten, dass entlang der definierten Wertschöpfungskette nicht nur die Digitalisierung stimmig sein muss, sondern die Grundlage sind hierbei die Geschäftsprozesse des Unternehmens. Dazu ist es notwendig, dass man sich im Vorfeld der Optimierung der Produktion die vorhandenen Prozesse anschaut und dann anhand der Prozesse ableitet, welche konkreten Arbeitsschritte durch digitale Unterstützung oder digitale Ersetzung durch die IT bereitgestellt werden müssen. Selbst wenn sich die Prozesslandkarte des Unternehmens (und jedes sollte eine solche haben!) nicht ändert, werden auf den nachfolgenden Ebenen die Prozesse auf Grund der geplanten Automatisierung/Digitalisierung gehörig durcheinander gewirbelt. Dies stellt die Unternehmen weit vor der Ableitung konkreter IT-Anforderungen bereits vor die erste große Herausforderung. Von daher ist, um das mal lax zu formulieren, eine Digitalisierung von vornherein zum Scheitern verurteilt, wenn die Gesamtheit der vorhandene Prozesse nicht als elementarer Bestandteil betrachtet wird. Hierbei sollte man noch hinzufügen, dass es eben dabei nicht nur um die Produktionsstrecken an sich geht, sondern sich dies auch im Bereich Buchhaltung, Bestellung, Auftragsabwicklung, Auslieferung und Support auswirken wird.
Die Produktion steht aber auch noch vor weiteren fundamentalen Veränderungen.
Das Zeitalter der Massenfertigung könnte unter Umständen vorbei sein. Dies bedeutet auch, dass sich hier auch kleinere Firmen im Markt positionieren werden, da durch die Digitalisierung und Vernetzung die individuelle Fertigung zu Kosten der Massenfertigung möglich wird. Und auf diesem Weg können selbst Einzelstücke wieder rentabel werden. Dinge, die bisher fast unvorstellbar waren, galt doch die Maxime: Je mehr Produktion/Stückzahl, desto geringer die Einkaufskosten und desto größer der mögliche Gewinn.

Jede Menge Daten – BIGDATA/SmartData

Gleichzeitig muss jedoch mit beachtet werden, dass durch die Digitalisierung der Prozesse eine große Menge an Daten anfallen wird, die als Grundlage für weitere Produktionsschritte in Echtzeit erfasst, ausgewertet, analysiert und dem Produktionsprozess wieder zur Verfügung gestellt werden müssen. Dies erfordert naturgemäß ein Umdenken im Bereich der Steuerung/des Controllings. Denn bisher benutzte oder bekannte BusinessIntelligence (BI)-Standards oder BI-Verfahren werden hier nicht mehr ausreichen.
Dazu sind sie aus der Natur der Sache heraus retrospektiv angelegt und somit nicht geeignet, die in Echtzeit benötigten Informationen für den Prozess bereitzustellen.
Ganz davon abgesehen, dass prognostische Modelle mit den klassischen BI-Instrumenten kaum zu bewerkstelligen sind. Insofern werden die Firmen auch um das Thema BIGDATA/SmartData nicht herumkommen, sondern müssen diesen Ansatz zur Steuerung der Prozesse integrieren.

Datensicherheit und Datenschutz

Nicht erst seit dem NSA-Skandal dürfte uns allen schmerzhaft bewusst sein, wie wenig Stellenwert dieser bei der aktuellen Bundesregierung hat. Dabei geht es nicht nur um den Schutz der persönlichen Daten, sondern auch um den Schutz der industriellen Daten. War es früher nur sehr schwer möglich, an Firmeninterna zu gelangen, ist dies heute auf Grund der Digitalisierung und der weltweiten Vernetzung ohne große Schwierigkeiten möglich – ganz egal, ob dies durch die NSA, den GCQH oder potentielle Hackergruppen aus Russland oder China erfolgt.
Natürlich sind diese Daten, die ja auf einen individuellen (Produktions)Prozess abzielen für den Erfolg des Unternehmens nicht nur essenziell, sondern wie die letzten Wochen und Monate gezeigt haben, auch für mögliche Konkurrenten interessant. Das Thema Internetkriminalität erstreckt sich eben nicht nur auf den Identitätsdiebstahl oder Kreditkartenklau, sondern wird durch die zunehmende Digitalisierung auch im Bereich der Wirtschaftskriminalität rasant zunehmen. Einerseits um an die “Firmengeheimnisse” – und als solche sind auch entsprechende Aufträge, Kundendaten, Prozessmodelle,  Fertigungslinien etc. zu betrachten-  zu gelangen, oder andererseits mittels gezielter Störaktionen den Produktionsfluss nachhaltig zu stören. Hackerangriffe werden sich daher zunehmend auch auf diesen Bereich der Industrie ausweiten.
Es besteht also bei der Digitalisierung auch die Herausforderung, sowohl die IT-Systeme (und damit die Produktionslinien) durch eine geeignete IT-Infratstruktur (Netzwerk) abzusichern, als auch den Maßnahmen zum Schutz der Daten zu ergreifen (zum Beispiel Kundendaten). Dies sicherzustellen, kann neben der pünktlichen Erledigung des Auftrages dann auch zu einem “Standortvorteil” gegenüber den Firmen werden, bei denen der Auftraggeber sich nicht sicher sein kann, dass grundlegende Maßnahmen zur Sicherheit und zum Schutz der Daten eingehalten werden. Insofern ist Datenschutz in diesem Kontext keine leere Floskel, sondern ein wichtiges Kriterium. Wie Datenschutz nicht funktioniert haben wir in den letzten Monaten beobachten können, als insbesondere in Amerika Keditkartendaten in großem Umfang aus der Kundendatenbank “gestohlen” wurden. Und ein Vertrauensverlust bei potentiellen Kunden kann für viele Mittelständler bereits das Ende der Geschäftsbeziehung bedeute, die sich dann unmittelbar auf die Existenz der Firmen auswirken kann.

Arbeitsplatz 2.0 – Umdenken erforderlich !

Dabei wird, wie oben bereits beschrieben, die Erkenntnis greifen, dass es auf der Grundlage der optimierten und digitalisierten (Gesamt)Prozesse bestimmte Arbeitsschritte, die bisher manuell oder teilautomatisiert abliefen, nicht mehr benötigt werden. Dies hat dann natürlich unmittelbare Auswirkungen auf die Beschäftigten der Firmen und auf die allgemeinen Anforderungen, die der Arbeitsmarkt dann an die vorhandenen oder zukünftigen Beschäftigten stellt.
Eine der großen Befürchtungen im Rahmen des digitalen Wandels ist, dass viele „einfache“ Arbeitsplätze wegfallen, sich Berufsbilder inhaltlich völlig verändern und dass es nicht gelingen wird, jede betroffene/wegfallende Arbeitskraft so umzuschulen oder zu qualifizieren, dass diese einen festen Platz im Arbeitsleben behalten kann.
Wissenschaftler der Universität Oxford haben im Rahmen einer Studie[11] herausgefunden, dass 47 Prozent aller Arbeitsplätze in den USA in den nächsten ein bis zwei Jahrzehnten bedroht sein könnten. Insofern würde die schöpferische Kraft des digitalen Wandels zu mehr Wachstum führen, aber im gleichen Moment auch Arbeitsplätze zerstören und somit zu einer Steigerung der Arbeitslosigkeit führen.
Insofern steht die Herausforderung zwischen den Unternehmen UND dem Staat, gemeinsam an den notwendigen Stellschrauben zu drehen, um einerseits die Beschäftigung zu sichern, andererseits aber auch die zukünftig notwendigen Fachkräfte  (nd hierbei geht es nicht um den Pflegebereich) umzuschulen, auszubilden bzw. bereits in den jeweiligen Lehr- und Studienplänen die entsprechenden Weichen zu stellen.

Aber betrachten wir zunächst die Herausforderungen im Bereich des Arbeitsmarktes bzw der Arbeitsmarktpolitik.

Die bisherige Arbeitsmarktpolitik stellt die Vermittlung in neue Beschäftigungen (auch Integrationen genannt) in den Vordergrund. Natürlich spricht erst einmal nichts dagegen, dass versucht wird “marktnahe” Kunden schnellstmöglich wieder in den  Arbeitsprozess zu integrieren. Doch wenn man sich die Statistiken der BA, insbesondere auch im Zusammenhang mit der technologischen Entwicklung anschaut, wird schnell deutlich, dass die reine “Vermittlungsdienstleistung” bei weitem nicht ausreichen kann, um die Arbeitslosigkeit, und insbesondere die Langzeitarbeitslosigkeit, wirksam und nachhaltig abzubauen.
Eine Arbeitslosigkeit, die sich trotz moderater Quoten in Deutschland auf einem zu hohen Niveau bewegt und vielmehr noch für die Integration von Langzeitarbeitslosen nach wie vor keine vernünftigen Antworten hat.  Diese Entwicklung könnte sich angesichts des digitalen Wandels ebenso dynamisch erhöhen, mit fatalen Folgen für die Betroffenen und natürlich auch die Gesellschaft.

Insofern stehen hier mehrere grundlegende Herausforderungen:

1.) Nicht nur Stellen besetzen, sondern Unternehmen beraten

Es wird anhand des oben gesagten deutlich, dass es nicht mehr nur ausreicht, bei vorhandenen oder eingeworbenen Arbeitsstellen die Vermittlung zu betreiben. Vielmehr sollte die BA/die JC bereits im Vorfeld derartiger Stellen sich mit den Unternehmen hinsichtlich einer (Qualifizierungs)Beratung kurzschließen, um mögliche Potentiale zu erkennen und dann eine Qualifizierung im Job anzubieten. Dies setzt natürlich auch voraus, dass neben der Bereitschaft der Unternehmen auch geeignete Förderinstrumente vorhanden sind. Es ist allemal besser die Beschäftigten im Job für die neuen Herausforderungen fit zu machen, als sie nach Eintritt der Arbeitslosigkeit versuchen zu vermitteln. Natürlich darf man hier Berufs- und Interessenverbände nicht außen vor lassen. Es muss also hier ein gemeinsamer Dialog zwischen Wirtschaft, Gewerkschaften, Verbänden und Politik her, der nicht nur in einem “Aktionsplan” oder einer unverbindlichen digitalen Agenda endet, sondern in konkreten Umsetzungsvereinbarungen.

2. Fachkräftemangel und -förderung

Wir kennen sicher alle den immer wiederkehrenden Begriff des Fachkräftemangels. Dass sich dieser bislang vorzugsweise auf den “Pflege”bereich konzentrierte verwundert nicht (und ich gehe an dieser Stelle bewusst nicht auf die zum Teil nicht angemessene Entlohnung ein). Jedoch wird uns die Digitalisierung auch in neuen Berufsfeldern einen Mangel an ausgebildeten Fachkräften bescheren. Und wenn wir wieder warten, bis dieser effektiv auf den Arbeitsmarkt durchschlägt, werden dann hektisch gestrickte Maßnahmen einerseits dauern bis sie greifen, oder im “worst case” – Szenario viel zu spät greifen, um überhaupt noch wirksam zu werden. Daher muss sich auch im Bereich der Arbeitsmarktpoitik spätestens JETZT mit dem Thema Digitalisierung beschäftigt werden, um geeignete Förderprogramme und Weiterbildungs-Umschulungsmaßnahmen (ganz egal ob “injob” oder nach Eintritt Arbeitslosigkeit) bereitzuhalten.Notwendige Umschulungsprogramme dürfen sich beispielsweise nicht mehr nur auf die Beseitigung des „Fachkräftemangels“ im Pflegebereich konzentrieren, sondern müssen die Qualifizierung in Jobs ermöglichen. Es ist sinnvoller, wenn die Beschäftigten im Job auf die neuen Herausforderungen vorbereitet werden, als ihnen nach Eintritt der Arbeitslosigkeit Umschulungsmaßnahmen anzubieten, die wenig Aussicht auf Wiedereingliederung haben werden
Damit einhergehend ist auch einer nachhaltige Änderung im Bereich der persönlichen Beratung der Arbeitsuchenden notwendig.

3. Individuelle Beratung und Förderung

Wie bereits oben erwähnt stehen Vermittlungen/Integrationen (und das ist politisch so gewollt!) im Fokus der Arbeistmarktpolitik. Jedoch greift dieser Ansatz auch im Hinblick auf die anstehenden Änderungen des Arbeitsmarktes zu kurz.
Vielmehr ist jetzt der Augenblick um hier umzusteuern und die individuelle Beratung und auch individuelle Förderung der Betroffenen in den Vordergrund zu stellen. Jeder Mensch hat seine individuellen Stärken, die man gewinnbringend einsetzen kann, aber auch seine individuellen “Schwächen”/Defizite, dies es auch im Rahmen einer individualisierten Beratung und  Förderung zu beseitigen gilt. Und dabei steht eben nicht zwingend die sofortige Vermittlung im Vordergrund, sondern eher die Beratung auf Augenhöhe zwischen den Parteien und die Erarbeitung einer gemeinsamen Strategie zwischen “Amt” und “Kunde”.
Es macht keinen Sinn in der Eingliederungsvereinbarung über die Vorlage von x Bewerbungen zu sprechen, wenn die grundlegenden Fähigkeiten und Fertigkeiten des Kunden, oder aber auch die Rahmenumstände (familiäre Situation, Krankheiten, etc.) nicht dazu geeignet sind, eine “schnelle” Vermittlung zu ermöglichen. Hier bedarf es zwingend eines “Vertrauensverhältnis” zwischen Berater und Kunde, damit die gemeinsam erarbeitete Strategie auch von beiden Seiten getragen und verbindlich umgesetzt werden kann.
Gleiches gilt für Jugendliche, die auf der Suche nach einer Ausbildungsstelle sind. Nicht jeder dieser Jugendlichen bedarf zwingend der Beratung durch die BA/das JC. Denn viele haben bereits eine klare Vorstellung was sie werden wollen, und wie sie an die von Ihnen gewünschte Ausbildungsstelle kommen. Schwerpunkt sollten daher die Jugendlichen sein, die wirklich eine Beratung zur Berufswegplanung benötigen. Und diese sollte dann gemeinsam mit den Jugendlichen und den Eltern erarbeitet werden.
In beiden Aspekten ist es notwendig, dass die obligatorischen “Termine” alle 3 Monate keineswegs ausreichend sein können, um diese Beratung wie angesprochen zu individualisieren. Doch mit der Fokussierung auf den Beratungsteil sollten auch genügend Ressourcen freigemacht werden, um eine höhere Kontakt- und damit Beratungsdichte zu ermöglichen.

4. An alle denken

Natürlich wird es auf lange Sicht nicht vollständig möglich sein, dass alle Betroffenen auf dem gewandelten Arbeitsmarkt eine Chance erhalten bzw. sie ergreifen können. Insofern ist es auch notwendig darüber nachzudenken, wie man diesen Menschen auch perspektivisch eine Chance gibt, am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu können.
Daher bedarf es für all diejenigen, die auf Grund des nicht oder nicht ausreichend vorhandenen Bildungsniveaus kaum Chancen in der digitalisierten Welt haben, einer sinnvollen Alternative. Diese kann beispielsweise das von der Piratenpartei angestrebte bedingungslose Sockeleinkommen/Grundeinkommen oder der von der Linkspartei so vehement geforderte 2. Arbeitsmarkt sein.
Eines darf auch jeden Fall nicht passieren: Dass wir diese Menschen, die “unter die Räder des veränderten Arbeitsmarktes” kommen, einfach links liegen lassen.

Um diesen digitalen Wandel zu bewältigen bedarf es daneben noch zweier Aspekte, auf die ich ganz kurz eingehen möchte.

Breitbandausbau

Zunächst wäre hier der Breitbandausbau zu nennen. Deutschland belegt hier im europäischen Maßstab einen Durchschnittsplatz am Ende des Mittelfelds. Dies ist natürlich für das Gelingen des digitalen Wandels in der Industrie nicht nur innovationshemmend, sondern vielfach auch arbeitsplatzvernichtend.
Denn auf Dauer werden sich Firmen, die noch „analog“ produzieren auf dem immer dynamischeren Weltmarkt schon aus Kostengesichtspunkten keine Chance haben. Dabei ist das Versprechen der Bundesregierung, den Netzausbau voranzutreiben, zwar zu begrüßen, allerdings gibt es weder sinnvolle Netzausbaupläne, geschweige denn einen Masterplan mit einer seriösen Finanzierungsstrategie. Insofern bleibt zu befürchten, dass der digitale Wandel in Deutschland verschlafen wird und am Ende noch viel mehr Arbeitsplätze auf dem Spiel stehen, als bisher absehbar.

Bildung 

In einer Agenturmeldung des Spiegel konnte man gestern lesen, dass die “Internetbeauftragte” (!?) der Bundesregierung forderte, dass bereits in der Schule Programmierunterricht ein Fach sein sollte. Witzigerweise sollte man dazu wissen, dass die amerikanischen Firmen wie Microsoft und Facebook genau dies fordern [13]. Insofern muss man sich schon fragen, in welchem Auftrag diese sogenannte Internetbeauftragte der Bundesregierung handelt.
Im Sinne der Kinder keinesfalls. Denn die willkürliche Etablierung eines weiteren Spezialfachs trägt nicht der Tatsache Rechnung, dass es nicht darum geht den Kindern irgendetwas zu vermitteln. Sondern vielmehr dafür Sorge zu tragen, dass die Schulen erst einmal auf ein vernünftiges Niveau gebracht werden, dass die Lehrkräfte sinnvoll und nachhaltig qualifiziert werden, dass der bisher Schulplan nachhaltig entrümpelt wird. Und das betrifft nicht nur Latein, sondern beispielsweise auch den Religionsunterricht gleich mit. Aber derartiges hören wir nicht.
Noch entscheidender ist es jedoch, dass die Kinder entsprechend ihres Lerntempos, ihrer Auffassungsgabe gezielt gefördert werden.
Nur mit all diesen Maßnahmen werden wir dafür Sorge tragen können, dass unsere Kinder den Herausforderungen auch gewachsen sein werden. Ganz egal ob sie dann einen Pflegeberuf ergreifen, studieren oder aber ob sie dann eben zufällig in den Programmierungsbereich einmünden.
Und nicht, weil sie per Dekret und im Sinne der Wirtschaftslobby ein neues Spezialschulfach verordnet bekommen.

Fazit:
Plakativ ausgedrückt verlangt der digitale Wandel einen neuen Gesellschaftsentwurf, der weder vor den Unternehmen, der Politik, dem Arbeitsmarkt oder den Betroffenen halt macht. Auf Grund der Komplexität ist keine Zeit für Eitelkeiten oder parteipolitische oder parteitaktische Spiele, hier müssen alle Beteiligten/Betroffenen an einem Strang ziehen (wenn es geht bitte auch in die gleiche Richtung), denn andernfalls wird der digitale Wandel die Gesellschaft überholen und alles bekannte wegspülen. Dann noch die richtigen Maßnahmen zu ergreifen, dürfte zu spät sein.
Dann allerdings steht nicht nur das Schicksal des Einzelnen auf dem Spiel, sondern das einer ganzen Gesellschaft.

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