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Wie reitet man ein (fast) totes Pferd …

Das Deutschland sowohl bei den eGovernment-Angeboten als auch deren Nutzung nur graues Mittelmaß ist, das wissen wir schon lange und es verwundert nicht. Wer sich irgendwann mit der qualifizierten elektronischen Signatur (QeS) beschäftigte, dem stehen jetzt noch die Haare zu Berge. Und trotz aller Versuche der Bundesregierungen dies zu forcieren, landete diese auf dem Müllhaufen der elektronischen Geschichte.

Also dachte man sich, dann setzen wir eben auf ein neues Pferd und nennen dies DE-Mail. Und betiteln das Ganze gleich noch als das sicherste Pferd für alle Reiter. Soweit die Idee.
Man schwang sich also auf, das Pferd zu designen und die frohe Kunde in die Welt zu tragen. Wie sicher ist doch dieses Pferd, jede noch so kleine Post erreicht den Empfänger in den deutschen Landen, ohne dass Räuber oder Diebe diese irgendwie abfangen können. Also weitaus besser als die alte Postkutsche. Doch schon die ersten potenziellen Reiter (Nutzer) stellten bei der Begutachtung fest, dass dieses Pferd zu einem sicheren Ritt von A nach B völlig ungeeignet ist. Und so stand das arme Pferd bereits zu Beginn seiner Rennkarriere als lahmer Gaul in der Gegend herum und wartete. Die Designer des Pferdes (Bundesregierung) und die Marketingabteilungen (unterstützt durch pinkfarbene Herolds) droschen aber weiter auf den Vorzügen des Pferdes herum.

Kopfschüttelnd wanden sich fast alle ab, und verweigerten dem Pferd das Futter. Der arme Gaul wurde indes immer klappriger und stand dennoch unverdrossen in seinem Stall. Da kamen die Macher doch auf die Idee, per Erlass des Königs den schon fast toten Gaul als noch sicherer zu bezeichnen. Aber irgendwie mussten die Herolde des Königs ihre Botschaft doch nicht bei den armen Bürgern der deutschen Lande an den Mann gebracht haben, denn  weiterhin wollte niemand diesen Gaul reiten. Und so wird der Gaul weiterhin ein trauriges Dasein fristen, es sei denn die Herolde benutzen den Gaul innerhalb ihres Schlosses. Die treuen Bürger der deutschen Lande jedoch können ob der verzweifelten Versuche den Gaul am Leben zu erhalten nur noch schmunzeln. Er wird seine Runde im Schloss drehen, auf seinem Rücken die pinkfarbenen Herolde und  wenn sie nicht gestorben sind, dann reiten sie selbst dann noch, wenn der Gaul gestorben ist.

Es wurde bereits viel über DE-Mail geschrieben. Über seine Architektur, über seine Lücken, und die Erfolgsaussichten. Selbst eine Aufnahme in das eGov-Gesetz und die verpflichtende Einführung von DE-Mail durch die Bundesbehörden sollen nun dazu beitragen, dieses Produkt an den Bürger zu bringen. 

Doch die auf der Hand liegende Wahrheit sieht anders aus und wurde wieder einmal durch den aktuellen eGovernment-Monitor der Gesellschaft D21 bestätigt. Dies lässt sich wundervoll an nachfolgender Grafik ablesen. 

demailHinzu kommt noch ein weiterer Aspekt, den die Macher von DE-Mail aus den Augen verloren haben.

Viele der Behörden, die über sinnvolle und bürgerfreundliche eGovernment-Prozesse für den Bürger nachdenken, planen dies in einem eigenen Portal anzubieten. Hierbei wird dann der Gesamtprozess end-to-end im Portal abgewickelt, ohne dass der Nutzer noch in irgendeiner Form gezwungen wird, Mails zu erzeugen und zu versenden. 

Hierbei kommt dann zukünftig dem elektronischen Personalausweis als Identifikations- und Autorisierungsinstrument eine entscheidende Bedeutung zu.

Auch dies wird dazu führen, dass DE-Mail als Instrument an Bedeutung verlieren wird bzw. sich die Nutzer dieses gar nicht erst anschaffen.

 

Insofern werde wir zwar noch eine ganze Weile mit Nachrichten über den Gaul überschüttet werden, dennoch wird er irgendwann das zeitliche segnen. Nicht der Gesetzgeber entscheidet wie gut ein Produkt ist, sondern am Ende der Bürger. 

 

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